Vehlingen – Am Samstag den 17.09.2016 Um 16:33 ertönt in vielen Millinger und
Isselburger Haushalten der Feuerwehrmelder mit dem Einsatzstichwort „Feuer“ –
Menschenleben in Gefahr. Sofort machen sich die alarmierten Feuerwehrleute und die
Einsatzkräfte des Roten Kreuzes auf den Weg zu den Gerätehäusern um schnellstmöglich
Gefahr von Leib und Leben abzuwenden. Feuerwehrgroßfahrzeuge, Einsatzleitwagen,
Rettungswagen und Notartzteinsatzfahrzeuge sowie diverse Mannschaftstransportfahrzeuge
machen sich umgehend auf den Weg in Richtung Vehlinger Wolfsee. Auf einem
Betriebsgelände soll es zu einem Brand in einem Bürogebäude gekommen sein. In einem
Kopierraum haben alte Bürogeräte einen Kurzschluss verursacht und standen binnen
Minuten in Flammen. Es dauerte nicht lange und der gesamte Bürotrakt stand in Vollbrand.
Ein aufgebrachter Betriebsleiter vermisst vier seiner Angestellten in den Büroräumen. Aus
den rußschwarzen Fenstern ist Feuerschein zu erkennen und aus dem Dach des Gebäudes
quillt starker Rauch.
Zu allem Überfluss ist es im vorderen Strassenbereich durch unaufmerksame,
schaulustige Autofahrer zu einem folgenschweren Verkehrsunfall gekommen. 2 PKW sind
mit einem landwirtschaftlichen Gerät kollidiert. Die Fahrzeuge waren voll besetzt, viele der
verunfallten Personen klemmen durch die Wucht des Aufpralls im Fahrzeug fest. Eine Person
atmet nicht mehr und wirkt auf den ersten Blick leblos.
Was sich wie ein Horrorszenario liest, entpuppt sich für die Einsatzkräfte vor Ort
glücklicherweise als anspruchsvolle Übungsaufgabe. In der Planungszeit von knapp 3 Monaten konnten mit dem DRK und JRK
Ortsverband Isselburg weitere Einsatzkräfte gefunden werden die für das Projekt sofort „Feuer
und Flamme“ waren. Das DRK stellte das Rettungsdienst-Personal, das JRK sorgte mit
seinen Mitgliedern für erschreckend echte Darsteller. Das Jugendrotkreuz des Ortsverbandes
Isselburg ist mittlerweile landesweit für seine täuschend echten Darsteller mit perfekt
geschminkten und konstruierten Verletzungen bekannt. Entsprechend froh waren die
Organisatoren, als die Zusagen kamen „wir sind dabei“. Besonders erfreulich ist, das sogar
mit einem leitenden Notarzt geübt werden konnte. Mit Dr. Thomas Werxhausen, der mit
dem Löschzug Isselburg befreundet ist, konnte unter sehr professionellen und realen
Bedingungen geübt werden.
Zurück zur Übung. Vor Ort teilt der Einsatzleiter Michael Bonnes das Szenario in 2
Einsatzabschnitte ein. Abschnitt 1 Menschenrettung Brandeinsatz und Abschnitt 2
Menschenrettung Verkehrsunfall. Zu diesem Zweck teilt er die Fahrzeuge der beiden
Löschzüge ihrem sog. taktischem Einsatzwert ein. Dieser besteht aus der Mannschaft und
dem technischen Gerät. Daher werden die Löschfahrzeuge (LF20) dem Brandabschnitt
zugeordnet und die Hilfeleistungslöschfahrzeuge (HLF20) dem Abschnitt Verkehrsunfall. Die
beiden Löschzüge verfügen je über ein LF und ein HLF, somit werden die Löschzüge durch
die Abschnittsbildung „durcheinandergewürfelt“.
Unter Atemschutz wird im Abschnitt 1 die Menschenrettung im Brandraum
durchgeführt, die vorgehenden Trupps gehen mit Hohlstrahlrohren und Fluchthauben für die
im Brandraum vermuteten Personen vor und holen eine nach der anderen aus den Flammen.
Dabei stehen sie in ständigem Kontakt mit der Atemschutzüberwachung und der
Abschnittsleitung. Am Gefahrenbereich erfolgt dann die Übergabe an den Rettungsdienst,
der sofort mit der Erstversorgung beginnt. Schweißgebadet und abgekämpft leisten die
Einsatzkräfte hier körperliche Schwerstarbeit.
Unterdessen hat der Abschnittsleiter im Abschnitt 2 Verkehrsunfall die Erkundung
abgeschlossen und erklärt den ihm zugeteilten Kräften die Einsatztaktik. Die Rettung der
verunfallten Personen erfolgt nach einer Priorisierung, die der Notarzt aufgrund des
Verletzungsmuster erstellt hat. Das kann bedeuten, das bei akut gefährdeten Personen eine
„Sofortrettung“ durchgeführt wird, das bedeutet, das die Person unter Tolerierung einer
weiteren möglichen Schädigung schnellstmöglich aus dem PKW befreit wird. Dies wird nur
im Notfall entschieden, wenn eine Reanimation eingeleitet werden muss oder unmittelbare
Gefahr droht. Eine andere Möglichkeit ist die „schnelle Rettung“ bei der ein Zeitfenster von
20-30 Minuten angestrebt wird und der Patient möglichst schonend aus dem Auto
gerettet wird.
Patient für Patient erfolgt zuerst die Betreuung und Sichtung durch den Rettungsdienst
und dann die anschließende Rettung durch die Feuerwehrkameraden.
Nachdem alle Patienten gerettet wurden, der Brand im Bürogebäude unter Kontrolle ist
verkündet das Planungskomitee – „Übungsende“.
Nach einer kurzen Übungsnachbesprechung sitzen die Kameraden noch zusammen
und besprechen den anstrengenden aber lehrreichen Tag.